Nachdenken über Classroom Management
Der monatliche Impuls
Hier erscheint zu jedem ersten eines Monats ein neuer Impuls zum Classroom Management. Wir arbeiten eine Studie oder eine Theorie für Sie unterhaltsam auf. Daraus leiten wir dann einen oder mehrere praxistaugliche Impulse ab. Sie sind schließlich eingeladen, mit den Impulsen zu experimentieren.
Nun wünschen wünschen wir viel Spaß beim Lesen und beim Experimentieren gutes Gelingen! Wenn Sie Anregungen oder Wünsche haben, schreiben Sie uns gerne. |
Der Impuls für Januar 2020
Nonverbale "Booster" in der Gesprächsführung
Wie Sie Sympathie, Vertrauen und Kooperationsbereitschaft im Gespräch fördern können

Es gibt Kollegen und Kolleginnen, die schaffen es in kürzester Zeit, eine gute Gesprächsatmosphäre herzustellen und irgendwie ihre Gesprächspartner*innen schnell ins Boot zu holen. Auch die Schwierigen, mit denen sonst kaum einer klar kommt. Wie schaffen die das bloß?
Studien zur Mimikry
Wenn Menschen andere Menschen unbewusst nachahmen, wird das in der Psychologie als Mimikry bezeichnet. Es entsteht dadurch der Effekt synchroner Kommunikation. Im Alltag lässt sich das gut dort beobachten, wo Menschen positiv aufeinander bezogen sind und sich gerne mögen.
Alltagsbeispiel Café
Ein Paar - augenscheinlich frisch verliebt - sitzt im Café in einer angeregten Unterhaltung vertieft. Wenn sie den Becher zum Mund führt, hebt auch er seinen Becher an, wenn er seine Haare zurückstreicht, fährt auch sie sich durch die Haare. Beide machen das nicht bewusst - und trotzdem machen sie es. Und - so scheint es - ist das eine Auswirkung ihrer Verbundenheit. So etwas findet man häufig da, wo Menschen einander verstehen und mögen. Das ist ein Beispiel für Mimikry.
Lässt sich Mimikry auch bewusst einsetzen?
Dieser Frage gingen einige Forscherteams von Sozialpsychologen nach. Sie ersannen spannende Studien, die noch erstaunlichere Resultate brachten. Wir möchten hier zwei dieser Studien kurz skizzieren. Danach zeigen wir, wie dieses Phänomen in der Kommunikation angewendet wird. Letztlich schlagen wir Ihnen zwei Experimente für Ihren Alltag vor (Impulse).
Mimikry und die Einschätzung des Gegenübers
Chartrand und Bargh (1999) wollten wissen, ob Mimikry einen Einfluss darauf hat, wie sympathisch man sein Gegenüber findet. Dazu ließen sie jeweils zwei Studierende zusammen am Computer arbeiten. Allerdings war eine der beiden Studierenden in Wirklichkeit eine Assistentin der Forscher. Bei der Hälfte der Studenten-Dyaden war die Assistentin instruiert (und auch trainiert), die Körperhaltung und Bewegungen der nicht eingeweihten Studentin unauffällig zu spiegeln (Mimikry) - also sich zu kratzen, wenn die Studentin sich kratzte oder die Sitzhaltung verändern, wenn die Studentin ihre Sitzhaltung veränderte (Versuchsbedingung). Bei der anderen Hälfte der Studenten-Dyaden sollte die Assistentin einfach aufrecht und entspannt dasitzen, ohne den Partner zu spiegeln (Kontrollbedingung). Die (echten) Student*innen stuften ihre (fingierten) Partner*innen als deutlich sympathischer ein, wenn diese unauffällig die Körperhaltungen imitierten.
Mimikry und das Trinkgeld
Van Baaren und seine Kollegen (2003) wählten als Schauplatz für ihre Studie ein Restaurant. Die Bedienungen hatten die Instruktion, entweder das, was Gäste sagten, zu wiederholen (Mimikry/ Versuchsbedingung) oder einfach nur "Okay" oder "Bringe ich sofort" zu sagen, ohne dabei zu wiederholen, was die Gäste gesagt hatten. Das Ergebnis war bemerkenswert: Durch einfaches Wiederholen dessen, was die Gäste bei der Bestellung gesagt hatten (Mimikry) stieg die Menge des Trinkgeldes signifikant an.
Ist eine Kombination aus verbalen und nonverbalen Spiegeln noch effektiver?
Dieser Frage gingen der französische Sozialpsychologe Guèguene und sein Team 2013 nach. Und - jetzt wird es spannend - sie wagten sich in einen Bereich vor, in dem die Kooperation nicht mehr selbstverständlich ist. Sie befragten 240 Studentinnen, zunächst harmlos - doch dann schnell sehr intim (z.B. "Masturbierst du?"). Die Hälfte der Befragten wurden sowohl verbal als auch körperlich gespiegelt. Bei der anderen Hälfte wurden die Antworten jeweils mit einem freundlichen "Okay" zur Kenntnis genommen. Es zeigte sich, dass verbales und körperliches Spiegeln dazu führte, dass deutlich mehr intime Details verraten wurden.
Andere Studien verglichen zudem noch reines verbales, reines körperliches Spiegeln mit einer Kombination aus beidem. Inzwischen dürfte es nicht mehr schwer zu erraten sein, dass die Kombination aus beidem deutlich überlegen war.
Wie können Sie Mimikry in der Schule nutzen? (Impulse)
In der Psychotherapie und besonders in der Hypnotherapie gilt das einfache Spiegeln schon sehr lange als ein Gelingens- und Wirkfaktor. Erfolgreiche Verkäufer und Verhandlungsführer setzen diese Technik schon immer ein. Bei erfolgreichen Lehrer*innen, die es schnell schaffen, Kooperation aufzubauen und Konflikte konstruktiv zu deeskalieren, lässt sich das verbale wie nonverbale Spiegeln auch häufig beobachten.
Impuls 1
Machen Sie sich das Spiegeln (verbal wie nonverbal) zur zweiten Natur. Sie werden in der Kommunikation mit Sch+ler*innen, Eltern und Kolleg*innen davon profitieren. Diese übrigens auch von Ihnen!
Experimentieren Sie diesen Monat damit in vollkommen belanglosen Kommunikationssituationen. Fangen Sie einfach an, und wiederholen Sie unauffällig einfach das, was Ihr Gegenüber sagt, bevor Sie darauf Bezug nehmen. Oder kratzen Sie sich, wenn Ihr Gegenüber sich kratzt.
Einiges davon machen Sie bestimmt schon ganz intuitiv, anderes wird Ihnen zunächst etwas fremd oder komisch vorkommen - und das kostet Überwindung. Lernen heißt, die eigene Komfort-Zone zu verlassen. Es hilft aber sehr, sich einen Rahmen zu schaffen, in dem Fehler nicht dramatisch sind. Vielleicht sind Bus- oder Bahnfahrten, vielleicht auch Café-Besuche gute Übungsfelder für den Anfang. Man kann mit Leuten in Kontakt kommen - und es geht um nichts.
Tipp: Achten Sie aber darauf, dass Ihr Gegenüber sich nicht nachgeahmt fühlt ;-)
Impuls 2
In der Hypnotherapie gibt es das Konzept des pacing-and-leading. Pacing bedeutet, Sie schwingen sich ein und stellen eine Verbindung her. Hierfür ist Mimikry bestens geeignet. Leading bedeutet führen. Diese Technik beruht also darauf, dass Sie durch verbales und nonverbales Spiegeln eine Verbindung herstellen (Pacing). Wenn Sie und Ihr Gegenüber gut im Kontakt sind, verändern Sie etwas - und Ihr Gegenüber wird es mit großer Wahrscheinlichkeit mit machen (Leading).
Probieren Sie das zunächst in belanglosen Situationen aus. Spiegeln Sie z.B. ein Zeit lang Ihr Gegenüber, mit dem Sie sich in einem Café unterhalten. Dann führen Sie die Tasse zum Mund und achten darauf, ob Ihr Gegenüber mitmacht. Wenn ja, dass verbuchen Sie es als Erfolg. Wenn nicht, dann beginnen Sie wieder zu spiegeln und probieren es erneut.
Im Unterricht und in Eltern Gesprächen ist diese sehr hilfreich, wenn man sie gut geübt hat.
Beispiel
Wenn ich (M.E.) beispielsweise mit Eltern Gespräche führen musste, die auf Krawall gebürstet waren, hat es meistens geholfen, zunächst kurz auch eine angespannte Körperhaltung einzunehmen und eine angespannte Stimmlage zu bemühen (meistens war meine Stimmlage dann ohnehin schon angespannt). Im zweiten Schritt habe ich mich dann bewusst entspannt und habe auch meine Stimme etwas mehr gelöst. Vielfach hat das sehr schnell zu einer entspannten Gesprächsatmosphäre geführt.
Studien zur Mimikry
Wenn Menschen andere Menschen unbewusst nachahmen, wird das in der Psychologie als Mimikry bezeichnet. Es entsteht dadurch der Effekt synchroner Kommunikation. Im Alltag lässt sich das gut dort beobachten, wo Menschen positiv aufeinander bezogen sind und sich gerne mögen.
Alltagsbeispiel Café
Ein Paar - augenscheinlich frisch verliebt - sitzt im Café in einer angeregten Unterhaltung vertieft. Wenn sie den Becher zum Mund führt, hebt auch er seinen Becher an, wenn er seine Haare zurückstreicht, fährt auch sie sich durch die Haare. Beide machen das nicht bewusst - und trotzdem machen sie es. Und - so scheint es - ist das eine Auswirkung ihrer Verbundenheit. So etwas findet man häufig da, wo Menschen einander verstehen und mögen. Das ist ein Beispiel für Mimikry.
Lässt sich Mimikry auch bewusst einsetzen?
Dieser Frage gingen einige Forscherteams von Sozialpsychologen nach. Sie ersannen spannende Studien, die noch erstaunlichere Resultate brachten. Wir möchten hier zwei dieser Studien kurz skizzieren. Danach zeigen wir, wie dieses Phänomen in der Kommunikation angewendet wird. Letztlich schlagen wir Ihnen zwei Experimente für Ihren Alltag vor (Impulse).
Mimikry und die Einschätzung des Gegenübers
Chartrand und Bargh (1999) wollten wissen, ob Mimikry einen Einfluss darauf hat, wie sympathisch man sein Gegenüber findet. Dazu ließen sie jeweils zwei Studierende zusammen am Computer arbeiten. Allerdings war eine der beiden Studierenden in Wirklichkeit eine Assistentin der Forscher. Bei der Hälfte der Studenten-Dyaden war die Assistentin instruiert (und auch trainiert), die Körperhaltung und Bewegungen der nicht eingeweihten Studentin unauffällig zu spiegeln (Mimikry) - also sich zu kratzen, wenn die Studentin sich kratzte oder die Sitzhaltung verändern, wenn die Studentin ihre Sitzhaltung veränderte (Versuchsbedingung). Bei der anderen Hälfte der Studenten-Dyaden sollte die Assistentin einfach aufrecht und entspannt dasitzen, ohne den Partner zu spiegeln (Kontrollbedingung). Die (echten) Student*innen stuften ihre (fingierten) Partner*innen als deutlich sympathischer ein, wenn diese unauffällig die Körperhaltungen imitierten.
Mimikry und das Trinkgeld
Van Baaren und seine Kollegen (2003) wählten als Schauplatz für ihre Studie ein Restaurant. Die Bedienungen hatten die Instruktion, entweder das, was Gäste sagten, zu wiederholen (Mimikry/ Versuchsbedingung) oder einfach nur "Okay" oder "Bringe ich sofort" zu sagen, ohne dabei zu wiederholen, was die Gäste gesagt hatten. Das Ergebnis war bemerkenswert: Durch einfaches Wiederholen dessen, was die Gäste bei der Bestellung gesagt hatten (Mimikry) stieg die Menge des Trinkgeldes signifikant an.
Ist eine Kombination aus verbalen und nonverbalen Spiegeln noch effektiver?
Dieser Frage gingen der französische Sozialpsychologe Guèguene und sein Team 2013 nach. Und - jetzt wird es spannend - sie wagten sich in einen Bereich vor, in dem die Kooperation nicht mehr selbstverständlich ist. Sie befragten 240 Studentinnen, zunächst harmlos - doch dann schnell sehr intim (z.B. "Masturbierst du?"). Die Hälfte der Befragten wurden sowohl verbal als auch körperlich gespiegelt. Bei der anderen Hälfte wurden die Antworten jeweils mit einem freundlichen "Okay" zur Kenntnis genommen. Es zeigte sich, dass verbales und körperliches Spiegeln dazu führte, dass deutlich mehr intime Details verraten wurden.
Andere Studien verglichen zudem noch reines verbales, reines körperliches Spiegeln mit einer Kombination aus beidem. Inzwischen dürfte es nicht mehr schwer zu erraten sein, dass die Kombination aus beidem deutlich überlegen war.
Wie können Sie Mimikry in der Schule nutzen? (Impulse)
In der Psychotherapie und besonders in der Hypnotherapie gilt das einfache Spiegeln schon sehr lange als ein Gelingens- und Wirkfaktor. Erfolgreiche Verkäufer und Verhandlungsführer setzen diese Technik schon immer ein. Bei erfolgreichen Lehrer*innen, die es schnell schaffen, Kooperation aufzubauen und Konflikte konstruktiv zu deeskalieren, lässt sich das verbale wie nonverbale Spiegeln auch häufig beobachten.
Impuls 1
Machen Sie sich das Spiegeln (verbal wie nonverbal) zur zweiten Natur. Sie werden in der Kommunikation mit Sch+ler*innen, Eltern und Kolleg*innen davon profitieren. Diese übrigens auch von Ihnen!
Experimentieren Sie diesen Monat damit in vollkommen belanglosen Kommunikationssituationen. Fangen Sie einfach an, und wiederholen Sie unauffällig einfach das, was Ihr Gegenüber sagt, bevor Sie darauf Bezug nehmen. Oder kratzen Sie sich, wenn Ihr Gegenüber sich kratzt.
Einiges davon machen Sie bestimmt schon ganz intuitiv, anderes wird Ihnen zunächst etwas fremd oder komisch vorkommen - und das kostet Überwindung. Lernen heißt, die eigene Komfort-Zone zu verlassen. Es hilft aber sehr, sich einen Rahmen zu schaffen, in dem Fehler nicht dramatisch sind. Vielleicht sind Bus- oder Bahnfahrten, vielleicht auch Café-Besuche gute Übungsfelder für den Anfang. Man kann mit Leuten in Kontakt kommen - und es geht um nichts.
Tipp: Achten Sie aber darauf, dass Ihr Gegenüber sich nicht nachgeahmt fühlt ;-)
Impuls 2
In der Hypnotherapie gibt es das Konzept des pacing-and-leading. Pacing bedeutet, Sie schwingen sich ein und stellen eine Verbindung her. Hierfür ist Mimikry bestens geeignet. Leading bedeutet führen. Diese Technik beruht also darauf, dass Sie durch verbales und nonverbales Spiegeln eine Verbindung herstellen (Pacing). Wenn Sie und Ihr Gegenüber gut im Kontakt sind, verändern Sie etwas - und Ihr Gegenüber wird es mit großer Wahrscheinlichkeit mit machen (Leading).
Probieren Sie das zunächst in belanglosen Situationen aus. Spiegeln Sie z.B. ein Zeit lang Ihr Gegenüber, mit dem Sie sich in einem Café unterhalten. Dann führen Sie die Tasse zum Mund und achten darauf, ob Ihr Gegenüber mitmacht. Wenn ja, dass verbuchen Sie es als Erfolg. Wenn nicht, dann beginnen Sie wieder zu spiegeln und probieren es erneut.
Im Unterricht und in Eltern Gesprächen ist diese sehr hilfreich, wenn man sie gut geübt hat.
Beispiel
Wenn ich (M.E.) beispielsweise mit Eltern Gespräche führen musste, die auf Krawall gebürstet waren, hat es meistens geholfen, zunächst kurz auch eine angespannte Körperhaltung einzunehmen und eine angespannte Stimmlage zu bemühen (meistens war meine Stimmlage dann ohnehin schon angespannt). Im zweiten Schritt habe ich mich dann bewusst entspannt und habe auch meine Stimme etwas mehr gelöst. Vielfach hat das sehr schnell zu einer entspannten Gesprächsatmosphäre geführt.